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Gratulationsadresse – Harry Baer wird 65

Bild 2 - rechte Seitenbande zu Harry Baer 300Langjähriger Mitarbeiter und Schauspieler

Harry Baer, eigentlich mit Geburtsnamen Harry Zöttl, wurde am 27. September 1947 in Biberach am Riss geboren. Den Alias hatte ihm Fassbinder höchstselbst mit dem hinweisgebenden Satz: „Als Zöttl wird man kein Star!“ verliehen.

Die Kontinuität der Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder, obgleich nach dem Zusammenbruch der frühen „antiteater-Theater-und Filmproduktionen“ auch bei anderen Regisseuren und Produzenten mitwirkend, kann man sicherlich nicht leugnen, gehörte er doch von 1969 an mit KATZELMACHER bis zur letzten Arbeit QUERELLE in 1982 zum harten Kern der Fassbinder-Truppe. Auch wenn er zuweilen durch Erfahrungen mit anderen Filmemachern der damaligen „Münchner Schule“, so zum Beispiel mit Michael Fengler oder beim frühen Filmverlag der Autoren, immer wieder einen eigenen Weg suchte. Aber der Beginn war Fassbinder! Bei dem er zunächst als Schauspieler, schon bald auch als Regie-Assistent, Aufnahme- oder Produktionsleiter und schließlich als „Künstlerischer Mitarbeiter“ der letzten Jahre tätig war.

Kennengerlernt hatte er RWF 1968 über seinen Klassenkameraden Rudolf Waldemar Brem, der seinerzeit bereits beim Action-Theater mit von der Partie war. Als Abiturient erlebte Harry Baer erst den Moment der Umgruppierung zum antiteater bewusst mit und sprang 1969 bei Der Bettleroper als Schlagzeuger ein. Das Stück Werwolf haben er und Fassbinder am Ende des gleichen Jahres gemeinsam geschrieben, was Fassbinder damit verband, dass ein Theater-Ensemble der Idee folgen sollte, dass man auch gemeinsam Werke „erschaffen“ kann.

In GÖTTER DER PEST (1969) hatte der „Bär“ [sic!] seine erste Hauptrolle im Film und spielte den Franz Biberkopf. Und wieder einen Franz in dem zum Skandalon stilisierten WILDWECHSEL von 1972. Danach kam es zur längeren Pause mit RWF, der 1971 die erste Arbeit bei Werner Schroeter in SALOME vorausgegangen war. In LUDWIG – REQUIEM FÜR EINEN JUNGFRÄULICHEN KÖNIG (1972) setzt Hans Jürgen Syberberg ihm in geradezu surrealer Überzeichnung schauspielerisch die Narrenkappe und Krone zugleich auf. 1979, noch kurz vor Beginn der intensiven Zeit der Dreharbeiten zu BERLIN ALEXANDERPLATZ, tritt Baer in Schroeters PALERMO ODER WOLFSBURG auf, der bei der Berlinale 1980 den Goldenen Bären gewinnen sollte.

Nach dem Tode Fassbinders im Juni 1982 galt seinem Urberuf als Schauspieler wieder sein Hauptinteresse. Er spielt u.a. in Filmen von Wolf Gremm, Peter Keglevic, Mika Kaurismäki, Robert van Ackeren und Jeanine Meerapfel. Zu seinem 65. Geburtstag resümiert Harry Baer: „Von Fassbinder kommt man nicht mehr los. Ich habe 14 Jahre mit ihm exzessiv gearbeitet. Es waren die entscheidendsten Jahre meines Lebens, denn sie haben mich maßgeblich geprägt.“

Zwei Bücher hat er seitdem über seine Zeit mit RWF herausgebracht: 1982 die Biografie „Schlafen kann ich, wenn ich tot bin. Das atemlose Leben des Rainer Werner Fassbinder“ und 2001 „Das Mutterhaus – Erinnerungen an die Deutsche Eiche“. 1992 war er Mitinitiator der Fassbinder-Werkschau in Berlin, die Juliane Lorenz, Fassbinders Lebensgefährtin und heutige Präsidentin der Rainer Werner Fassbinder Foundation zusammen mit RWFs Set-Designer, dem Oscar-Preisträger Rolf Zehetbauer, konzipiert hatte.

Harry Baer ist Mitglied der Deutschen Filmakademie und baute in den 2000er Jahre mit regie.de ein Internetportal auf, das viele wichtige Daten, Fakten, Adressen und Nachrichten für Filmschaffende und Filminteressierte bereithält. Für seine besonderen Verdienste um den deutschen Film erhielt er 2005 in seiner Heimatstadt den Ehrenpreis der Biberacher Filmfestspiele.

Das Team der Fassbinder Foundation in Berlin und New York wünscht Harry Baer zu seinem Ehrentag alles Gute!

Foto links: Harry Baer als Franz in GÖTTER DER PEST, 1969 © RWFF
Foto rechts: Harry Baer mit dem „Ehrenbiber“, 2005 © Biberacher Filmfestspiele

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