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Newsletter Juli 2019

Newsletter Juli 2019

Am 20. Mai haben sich im Rahmen der Feierlichkeiten zum 70. Geburtstag des Deutschen Filminstituts die Pforten des Fassbinder Centers geöffnet. Damit hat nicht nur der fast vollständige Nachlass des Filmemachers ein neues Zuhause gefunden, sondern auch zahlreiche andere Archivbestände, unter anderem Schenkungen von Regisseur Volker Schlöndorff und Produzent Artur Brauner.

Eva-Maria Magel erwähnt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die Vorzüge des neu bezogenen Gebäudes: „Auf gut 1000 Quadratmetern können nun die Materialien des DFF präsentiert werden, die bislang auf mehrere Standorte verteilt gelagert wurden. […] Jetzt gibt es im Untergeschoss, mit viel Tageslicht, großzügige Arbeitsplätze für die Kräfte rund um Archivleiter Hans-Peter Reichmann und vor allem: einen großen und hellen Lesesaal im Hochparterre, der beste Bedingungen bietet, um sich mit dem Material auseinanderzusetzen.“ (Den gesamten Artikel kann man hier nachlesen: https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/das-neue-fassbinder-center-oeffnet-in-frankfurt-16194828.html DE)

Oliver Camenzind, ebenfalls von der FAZ, hat das Fassbinder-Archiv selbst genauer unter die Lupe genommen: „Da gibt es DIN-A4-Blöcke, die beidseitig mit Kugelschreiber beschrieben sind – ein Drehbuch auf den Vorderseiten, ein zweites auf den Rückseiten. Ein anderer Schreibblock ist ungefähr zur Hälfte vollgeschrieben und enthält das Drehbuch zu ‚Angst essen Seele auf‘, der den Arbeitstitel ‚Ali‘ trug […]. Der Text enthält praktisch keine Korrekturen. Der Regisseur hatte seine Filme im Kopf und brauchte sie nur noch aufzuschreiben und abzudrehen.“ Dabei sollen die Dokumente vor allem dazu dienen, „die Arbeitstechniken des wie besessen arbeitenden Fassbinder besser nachzuvollziehen.“ (Den gesamten Artikel gibt es hier: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kino/fassbinder-center-ein-neuer-ort-fuer-den-deutschen-film-16207265.html DE)

Wie sehr Fassbinders Arbeitsweise von einem enormen Output bestimmt war, betont auch David Steinitz (Süddeutsche Zeitung) im Hinblick auf die Tondokumente, „weil es dem Fließbandarbeiter Fassbinder, dem es nie schnell genug gehen konnte, irgendwann zu lange dauerte, seine Drehbücher selbst aufzuschreiben. Stattdessen diktierte er sie teilweise auf Band.“ Einige der damaligen Arbeitsutensilien sind nun auch Teil der Sammlung, etwa „das Interfunk-Modell 976, mit dem er seine Ideen zur Verfilmung von ‚Berlin Alexanderplatz‘ aufnahm“, ebenso „die Triumph-Schreibmaschine, auf der Fassbinders Mutter die Diktate ihres Sohnes abtippte.“ (Zum vollständigen Text geht es hier: https://www.sueddeutsche.de/kultur/fassbinder-center-frankfurt-nachlass-1.4455906 DE)

Einen persönlichen Rundgang von der RWFF-Präsidentin Juliane Maria Lorenz gibt es in der Bild-Zeitung. Dort erfährt man nicht nur, was ihre liebsten Archivstücke sind, sondern auch, wie das Lieblingsrezept Fassbinders lautet: https://www.bild.de/lifestyle/kultur/kultur/rainer-werner-fassbinder-er-liebte-japanisches-essen-und-apfeltaschen-62318670.bild.html DE

Nicht nur das Deutsche Filminstitut, auch der Verlag der Autoren feiert 2019 ein Jubiläum. 50 Jahre ist es her, dass der demokratisch organisierte Verlag – bei dem Fassbinder zu den ersten Mitgliedern zählte – gegründet wurde. Von Anfang an verstand sich der VdA als Heimat junger Autoren. Im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur erinnert sich Mitbegründer Karlheinz Braun: „Das Experiment, wenn man so will, bestand vor allem in der Veränderung der Eigentumsverhältnisse, in dem Kampf um Mitbestimmung. […] Der Enthusiasmus, mit dem das neue Verlagsmodell in der Kulturszene begrüßt wurde, war erstaunlich.“ (Zum gesamten Bericht geht es hier: https://www.deutschlandfunkkultur.de/50-jahre-verlag-der-autoren-mit-enthusiasmus-gegruendet.932.de.html?dram:article_id=443223 DE)

Wim Wenders beschrieb den VdA in seiner Rede, die er am 14. Juni während der Jubiläumsfeier am Schauspiel Frankfurt hielt, als geprägt von seiner Gründungszeit und doch zugleich auch modern. Mit „seinen flachen Hierarchien und seinen transparenten, kooperativ-genossenschaftlichen Strukturen“ sei der Verlag immer noch „genauso ansteckend und nachahmenswert […] wie damals“. (Die gesamte Rede kann man hier nachlesen: https://faustkultur.de/3964-0-Wim-Wenders-50-Jahre-Verlag-der-Autoren.html DE).

Anlässlich des Jubiläums ist auch das Buch „Fundus“ erschienen, für das die Herausgeber Marion Victor und Wolfgang Schopf Zitate, Ausschnitte, Faksimiles und Fotos aus dem Verlagsarchiv gesammelt haben und in dem sich „auch die politischen und ästhetischen Debatten und Veränderungen eines halben Jahrhunderts Bundesrepublik Deutschland“ widerspiegeln sollen. Käuflich erwerben kann man das Buch zum Beispiel hier: https://www.verlagderautoren.de/buchverlag/buch-shop/buch.html?book=9955 DE).

Wir verabschieden uns damit in die Sommerpause, wünschen unseren Freunden und Lesern eine entspannte Zeit und melden uns im September wieder mit Neuigkeiten rund um Rainer Werner Fassbinder.

Foto links: Archivraum im Fassbinder Center © Uwe Dettmar
Foto rechts: Buchcover “Fundus” © Verlag der Autoren

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