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Newsletter Oktober 2018

Wir melden uns aus den Sommerferien mit einer wunderbaren Nachricht zurück: Ein Großteil des Schriftgutnachlasses der Fassbinder Foundation sowie aller übrigen Dokumente, Exponate, Fotos und Produktionsunterlagen geht als Dauerleihgabe an das Deutsche Filminstitut (DIF) und Filmmuseum (DFM). Im April nächsten Jahres wird in der Eschersheimer Landstraße in Frankfurt am Main schließlich das Fassbinder Center eröffnen, eine „dynamische, öffentlich zugängliche Forschungseinrichtung“, deren Räumlichkeiten außerdem „das ganze Jahr über für Vorträge, Vorführungen und andere öffentliche Programme genutzt werden“. (Mehr Informationen gibt es auf der Website des DIF: https://deutsches-filminstitut.de/fassbinder-center-frankfurt/). Die Übernahme erfolgte dank der großzügigen Unterstützung der Hessischen Kulturstiftung, der Kulturstiftung der Länder sowie der Stadt Frankfurt am Main.

Der in mehr als 180 Archivboxen verwahrte Nachlass besteht aus 25 Arbeitsdrehbüchern, 97 meist handschriftlichen Szenenfolgen, dazu Szenenaufstellungen und Dialoglisten, Stablisten und Drehplänen, Produktionsakten und Finanzierungsplänen sowie Briefen, Telegrammen und Urkunden. Zu der übrigen Sammlung der RWFF gehören unter anderem ein Werk-, Foto- sowie internationales Pressearchiv, 3D-Objekte – darunter Fassbinders Flipperautomat und sein legendäres Ledersofa –, seine Videosammlung und ein umfangreiches Audio- und Videoarchiv mit sämtlichen Interviews mit RWF und Dokumentationen über ihn.

In ihrem Artikel für die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet Verena Lueken: „Während der Pressekonferenz zogen hinter den Rednern Projektionen von Fotos vorbei. […] Bilder von Fassbinder zwischen seinen Darstellern; mit Megafon bei Dreharbeiten; beim Vormachen einer Pose in der Probe; nachdenklich, melancholisch, konzentriert, sexy, provokant, neugierig, verloren, cool. Es waren Fotos, die Lust auf seine Filme machen. Lust darauf, aufs Neue sich zu vertiefen in die Bilder- und Erzählwelten, die er entworfen hat. Wie alle Kunst sind auch die Filme Fassbinders nicht bis ins Kleinste deutbar, das macht sie für jede Generation wieder zu einer Herausforderung. In Frankfurt sind jetzt die Voraussetzungen geschaffen, sich dieses Werk noch einmal in seiner weitverzweigten Ausdehnung zu erschließen.“ Den gesamten Text gibt es hier zu lesen: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kino/frankfurt-bekommt-ein-fassbinder-center-15786853.html

Ein ebenfalls sehr lesenswerter Artikel über das neue „Haus für RWF“ steht auf der Website der Frankfurter Rundschau: http://www.fr.de/kultur/kino/rainer-werner-fassbinder-ein-haus-fuer-rwf-a-1581932

Ein Besuch im DFM lohnt sich ohnehin immer, besonders aber ab dem 23. Oktober, wenn dort die Ausstellung „Hautnah. Die Filmkostüme von Barbara Baum“ ihre Pforten öffnet. Baum, die sich vor allem auf historische Filme spezialisiert hat, kleidete schon Stars wie Meryl Streep, Jeanne Moreau oder Burt Lancaster ein und arbeitete mit Regisseuren wie Hans-Jürgen Syberberg, Bille August und Reinhard Hauff. Vor allem aber kennt man sie wegen ihrer langjährigen Zusammenarbeit mit Fassbinder und ihren Kostümen für Filme wie LOLA (1981), DIE SEHNSUCHT DER VERONIKA VOSS und QUERELLE (beide 1982).

Eigentlich hatte Barbara Baum sich ihre Zukunft ein bisschen anders vorgestellt, wie sie vor einigen Jahren in der ZEIT gestand: „Ich hatte auch einmal den Traum, Schauspielerin zu werden. Aber meine mich liebende Mutter wollte, dass ich zunächst etwas Richtiges lerne. So führte mich das Handwerk erst auf Umwegen zum Film, wo ich schließlich, bei Fassbinder, auch kleine Rollen spielen durfte: eine Gutsherrin in EFFI BRIEST (1974), eine Patientin in DIE EHE DER MARIA BRAUN (1978). Rückblickend denke ich, dass meine Berufswahl genau die richtige war. […] Ich konnte an großartigen Projekten mitarbeiten, und anders als in der Schauspielerei spielt das Alter in meinem Beruf keine Rolle.“ (Den gesamten Text kann man hier nachlesen: https://www.zeit.de/zeit-magazin/2015/25/barbara-baum-traum).

Die Ausstellung läuft bis zum 10. März und wird von einer Filmreihe sowie Werkstattgesprächen zum Berufsbild der Kostümbildner in Deutschland begleitet. Mehr Informationen gibt es auf der Website des DIF: https://deutsches-filminstitut.de/hautnah/)

Zum Abschluss noch eine traurige Nachricht: Der als TATORT-Erfinder bekannt gewordene Produzent Gunther Witte verstarb am 16. August im Alter von 82 Jahren. Witte arbeitete von 1979 bis 1998 als Redakteur beim WDR. Während dieser Zeit war er als Koproduzent auch für Fassbinders BERLIN ALEXANDERPLATZ (1980) mitverantwortlich. Die Fassbinder Foundation schätzte ihn nicht nur als Unterstützer, sondern auch als guten Gesprächspartner und Freund.

Wir wünschen unseren Freunden und Lesern einen schönen Herbstanfang und melden uns in einem Monat wieder mit Neuigkeiten rund um Rainer Werner Fassbinder.

 

Mehr zu den Filmen von Rainer Werner Fassbinder:

http://www.fassbinderfoundation.de/filme-von-fassbinder/

 

Foto links: Exponate aus dem Schriftgutarchiv des neuen Fassbinder Center Frankfurt © DIF / Fotograf: Jakob Maurer

Foto rechts: Pressekonferenz Fassbinder Center, vlnr: Dr. Ulrich Adolphs, Ellen Harrington, Prof. Dr. Frank Druffner, Eva Claudia Scholtz, Juliane Maria Lorenz-Wehling, Ina Hartwig, Hans-Peter Reichmann © DIF / Fotograf: Jakob Maurer

 

 

 

 

 

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