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Newsletter September 2016

Foto Rechts Mail-AnhangKaum sind wir aus der Sommerpause zurück, gibt es schon wieder ein Jubiläum zu feiern: Am 22. September wird Roger Fritz 80 Jahre alt. Es wäre schneller aufgezählt, was Fritz in seinem Künstlerleben noch nicht gemacht hat, als alles zu beschreiben, was er gemacht hat. Er war Assistent von Herbert List und wurde später selbst ein angesehener Fotograf. Er ist Regisseur von kompromisslosen Filmen, die heute zwar weitgehend vergessen sind, aber zum Stärksten gehören, was das deutsche Kino in den 1960er und -70er Jahren zu bieten hatte. Er besuchte die Schauspielschule mit Toni Sailer, Grit Boettcher und Götz George und stand später bei Regisseuren wie Eckhart Schmidt, Marran Gosov, Ugo Liberatore, Rudolf Thome und Sam Peckinpah vor der Kamera. Schließlich besaß er auch mehrere Lokale in München – was man sich besonders deshalb gut vorstellen kann, weil der Filmemacher die ganze Welt zu kennen schien.

Eigentlich wurde Fritz der stärker ans populäre Kino angelehnten Münchner Gruppe zugerechnet. Doch auch dem Neuen Deutschen Film verweigerte er sich nicht. So übernahm er in mehreren von Fassbinders Werken kleinere Rollen – etwa den Herbert in BERLIN ALEXANDERPLATZ oder Kauffmann in LILI MARLEEN. Er war auch Standfotograf bei QUERELLE und stellte seine beeindruckenden Bilder zuletzt 2012 in Berlin und New York aus wo er auch über seine Arbeit mit Fassbinder sprach: http://www.artinamericamagazine.com/news-features/previews/roger-fritz/ EN

Bei dem Heimkino-Label Subkultur Entertainment ist am 15. September Fritz’ schönes Regiedebüt MÄDCHEN MÄDCHEN auf DVD und Blu-ray erschienen; seinen späteren Film MÄDCHEN MIT GEWALT kann man dort ebenfalls erwerben (http://www.edition-deutsche-vita.de/edition-deutsche-vita/maedchen-maedchen-single-dvd/ EN). Das Wiener Filmmuseum zeigt außerdem vom 22. bis zum 26. September eine kompakte Reihe über die Münchner Gruppe, bei der nicht nur MÄDCHEN MÄDCHEN aufgeführt wird, sondern auch Straub-Huillets Kurzfilm DER BRÄUTIGAM, DIE KOMÖDIANTIN UND DER ZUHÄLTER, in dem Fassbinder als Schauspieler zu sehen ist. Zum Programm der Reihe geht es hier: https://www.filmmuseum.at/jart/prj3/filmmuseum/main.jart?rel=de&content-id=1216720898687&schienen_id=1469618293911 DE
https://www.filmmuseum.at/jart/prj3/filmmuseum/main.jart?rel=en&content-id=1219068743272&schienen_id=1469618293911 EN

Eine weitere Gelegenheit, RWF vor der Kamera zu erleben, bietet sich am 30. September in der basiskulturfabrik im mecklenburgischen Neustrelitz, wo das dreißigjährige Bestehen der Fassbinder Foundation gefeiert wird. Um 19:30 Uhr wird Volker Schlöndorffs Brecht-Adaption BAAL gezeigt. Nach der Vorführung sprechen Juliane Maria Lorenz und Irm Hermann über den Film, Fassbinder und die Arbeit der Foundation. Mehr Informationen: http://www.basiskulturfabrik.de/kino/Filmeaktuell/BAAL.html

Einen weiteren, nicht minder reizvollen Anlass, ins Kino zu gehen, bietet François Ozons neuer Film FRANTZ, der gerade noch im Wettbewerb von Venedig zu sehen war und ab dem 29. September in den deutschen Kinos läuft. Ozon, der im Jahr 2000 Fassbinders Bühnenstück „Tropfen auf heiße Steine“ auf die Leinwand brachte, tritt diesmal in einen spannenden Dialog mit der Filmgeschichte. FRANTZ ist ein freies Remake von Ernst Lubitschs BROKEN LULLABY, das mit Hitchcock’schem Suspense von einem geheimnisvollen Franzosen erzählt, der nach dem Ersten Weltkrieg in ein deutsches Dorf kommt. Ozon gelingt ein spannendes Vexierspiel voller lügender Rückblenden und fließender Identitäten, das nebenbei auch eine subtile Anklage gegen den Nationalismus auf beiden Seiten der Grenze ist. Einen Trailer des Films kann man sich hier ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=Y8nIZqh2854

Auch die Theatersaison hat wieder angefangen. Vormerken sollte man sich zum Beispiel Christoph Marthalers Inszenierung von „Glaube, Liebe, Hoffnung“ am Deutschen Schauspielhaus Hamburg. In Ödön von Horvárths pessimistischem Stück über den sozialen Abstieg einer jungen Frau steht neben allerlei bekannten Gesichtern aus Marthalers Ensemble auch wieder Irm Hermann auf der Bühne. Die nächste Vorführung findet am 23. September statt (Karten gibt es hier: http://www.schauspielhaus.de/de_DE/kalender/glaube_liebe_hoffnung.13889970 DE http://www.schauspielhaus.de/en_EN/kalender/glaube_liebe_hoffnung.13889970 EN).

In der Berliner Schaubühne werden in der aktuellen Saison zwei erfolgreiche Inszenierungen wieder aufgenommen – Patrick Wengenroths Fassbinder-Abend „Deutschland essen Seele auf“ sowie Thomas Ostermeiers Adaption „Die Ehe der Maria Braun“, die bereits 2007 an den Münchner Kammerspielen ihre Premiere feierte und anschließend zum Theatertreffen eingeladen wurde. Zur Website des Theaters geht es hier: http://www.schaubuehne.de/ DE http://www.schaubuehne.de/en/start/index.html EN)

Neugierig macht auch der „Fassbinder Fight Club“, den das Performance-Kollektiv copy & waste am 23. und 24. September im Haus der Vielfalt in Dortmund präsentieren wird. In der Beschreibung ist die Rede von einem „mobilen Kino in den Straßen des Unionviertels. Auf den Häusern erscheinen Körper, Gesichter, Geschichten. In den Kopfhörern läuft dazu der Soundtrack. Das alte, neue Kino durchleuchtet die Häuser und findet dabei einen geheimen Zusammenhang.“ Was man sich genau darunter vorstellen kann, muss man wohl vor Ort selbst herausfinden. Momentan gibt es nur noch Restkarten für die Veranstaltung. (Website: http://www.favoriten2016.de/72-0-Fassbinder-Fight-Club.html DE)

Und auch Hanna Schygulla wird noch einmal mit ihrem Programm „17/70 – Eine Zeitreise“ auftreten, in dem sie aus der gemeinsamen Zeit mit Fassbinder erzählt und frühe RWF Gedichte aus dem Band Im Land des Apfelbaums (SchirmerMoselLiteratur) interpretiert. Die Aufführung findet am 24. September um 20:00 Uhr im Theater am Kurfürstendamm statt. Karten gibt es auf der Website des Theaters: http://www.komoedie-berlin.de/produktionen/1770–eine-zeitreise.html/ID_Vorstellung=1940#inhalt DE

Ob im Kino, im Theater oder sonst wo: Wir wünschen unseren Lesern und Freunden einen schönen Herbstbeginn und sind schon gespannt darauf, was uns der Oktober Neues bringen wird.

Mehr zu den Filmen von Rainer Werner Fassbinder:
http://www.fassbinderfoundation.de/filme-von-fassbinder/ DE
http://www.fassbinderfoundation.de/filme-von-fassbinder/?lang=en EN
http://www.fassbinderfoundation.de/filme-von-fassbinder/?lang=fr FR

Mehr zu den Theaterstücken von Rainer Werner Fassbinder:
http://www.fassbinderfoundation.de/theaterstucke/ DE
http://www.fassbinderfoundation.de/theaterstucke/?lang=en EN
http://www.fassbinderfoundation.de/theaterstucke/?lang=fr FR

Mehr zu Rainer Werner Fassbinder’s Im Land des Apfelbaums
http://www.schirmer-graf.de

Foto rechts: Pierre Niney und Paula Beer in FRANTZ © X-Verleih

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