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Newsletter September 2019

Wir melden uns mit einer freudigen Nachricht aus der Sommerpause zurück: Der Schauspielerin Margit Carstensen wurde am 29. August der mit 10.000 Euro dotierte Götz-George-Preis verliehen. Die 2018 ins Leben gerufene Auszeichnung würdigt „ein verdientes und bewegendes Künstlerleben“ und richtet sich vor allem an ältere Schauspieler, die „aus dem Rampenlicht geraten“ sind. Dabei soll der Preis – wie Spiegel Online betont – auch darauf hinweisen, „unter welchen prekären Bedingungen Schauspielerinnen und Schauspieler arbeiten und vor allem auch alt werden“ (den gesamten Text kann man hier nachlesen: https://www.spiegel.de/kultur/tv/margit-carstensen-erhaelt-den-goetz-george-preis-a-1282643.html DE).

Bekannt geworden ist Carstensen besonders durch ihre Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder. Sie brillierte etwa mit ihren Hauptrollen in DIE BITTEREN TRÄNEN DER PETRA VON KANT (1972) und MARTHA (1974). Regisseur Leander Haußmann bezeichnete sie in seiner Laudatio als „Star, der nie einer sein wollte.“ Was sie sehr sympathisch mache, aber vielleicht auch ein Grund für diesen Abend sei. Weil sie nicht genüg Präsenz gezeigt habe. (nachzulesen hier: https://www.morgenpost.de/kultur/article226827291/Margit-Carstensen-Ich-glaube-ich-ertrag-das-nicht.html DE).

Wirklich weg war Margit Carstensen aber nie. Sie spielte in Filmen von Andrzej Zulawski, Romuald Karmakar und Oskar Roehler, arbeitete im Theater mit Regisseuren wie Matthias Hartmann und Rene Pollesch und war eine langjährige Kooperationspartnerin von Christoph Schlingensief. Ihre bisher letzte Rolle spielte sie 2016 in der TATORT-Episode WOFÜR ES SICH ZU LEBEN LOHNT mit zwei alten Bekannten aus Fassbinder-Tagen: Hanna Schygulla und Eva Mattes.

Mit Mattes sprach die Wiener Zeitung anlässlich ihres neuen Films LEBERKÄSJUNKIE, der gerade in den deutschen Kinos läuft. Im Interview erzählt die Schauspielerin auch von ihrer Zeit mit Fassbinder, den sie im Umgang als weich und zärtlich empfand: „Bei den Dreharbeiten zu WILDWECHSEL (1972) war ich oft nackt, da hat er sehr darauf geachtet, dass mir keiner zu nahe kam. Oft kam er morgens in die Maske und sagte zur Maskenbildnerin: Mach sie ganz schön. Das war wunderbar. Ich fühlte mich geschmeichelt.“ Das ganze Interview gibt es hier: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/film/2020803-Eva-Mattes-und-der-alpenlaendische-Tanz-ums-Feuer.html?em_cnt_page=1 DE

Nachdem wir im letzten Newsletter bereits auf die Jubiläumspublikation des Verlags der Autoren aufmerksam gemacht haben, wollen wir auch noch auf die Autobiografie von Mitbegründer Karlheinz Braun hinweisen. Der Berliner Tagesspiegel hat sich das Buch „Herzstücke – Leben mit Autoren“ genauer angesehen und lässt die letzten 50 Jahre des Verlags Revue passieren; von Brauns „Anfängen am Studententheater „neue bühne“ über seine Jahre als Leiter des Suhrkamp Theaterverlags und [..] des Frankfurter Theaterfestivals „experimenta“ über sein Gastspiel als Direktor des Frankfurter Schauspielhauses bis zu seinen Nebenrollen als Schauspieler in Fassbinders „Berlin Alexanderplatz““. Den gesamten Artikel kann man hier nachlesen: https://m.tagesspiegel.de/kultur/erinnerungen-an-den-verlag-der-autoren-der-traum-von-herrschaftsfreiheit/24909160.html DE Und das Buch unter anderem hier bestellen: https://www.schoeffling.de/buecher/karlheinz-braun/herzst%C3%BCcke DE

Noch ein Hinweis für unsere französischsprachigen Leser: In der neuen Ausgabe des Filmmagazins Trafic sind neben Texten von Jonas Mekas und Benoit Jacquot auch Alexander Kluges „Neun Geschichten für Rainer Werner Fassbinder“ enthalten (bestellen kann man das Heft hier: http://www.pol-editeur.com/index.php?spec=livre&ISBN=978-2-8180-4786-6&fbclid=IwAR2ObPIaMRf0PJPMovrUPy_wNU3M1ujRkbQKz6YakW7pn1N0uUNzJKuUz7s FR).

Die Erzählungen drehen sich etwa um ein nie realisiertes Filmprojekt, über eine Begegnung mit Andy Warhol und was die Entsprechung der aus der Oper bekannten Schlußsteigerung stretta in Fassbinders Leben war. Die deutsche Fassung des Textes ist im Logbuch – dem Online-Magazin des Suhrkamp Verlags – verfügbar: https://www.logbuch-suhrkamp.de/alexander-kluge/neun-geschichten-fuer-rainer-werner-fassbinder/ DE

Wir wünschen unseren Freunden und Lesern einen schönen Herbstbeginn und melden uns bald wieder mit spannenden Neuigkeiten rund um Rainer Werner Fassbinder.

Mehr zu den Filmen von Rainer Werner Fassbinder:
http://www.fassbinderfoundation.de/filme-von-fassbinder/ DE
http://www.fassbinderfoundation.de/filme-von-fassbinder/?lang=en EN
http://www.fassbinderfoundation.de/filme-von-fassbinder/?lang=fr FR

Foto links: Margit Carstensen © Rainer Werner Fassbinder Foundation
Foto rechts: Cover von Karlheinz Brauns Autobiografie “Herzstücke – Leben mit Autoren” © Schöffling & Co. Verlag

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