Frauen in New York
Die Hauptfiguren des Stücks sind Ehefrauen reicher Männer, die nichts zu tun haben, weil ihnen die Köchin, das Dienstmädchen, das Kindermädchen, die Hauslehrerin, die Friseuse, die Maniküre, die Schneiderin usw. die Arbeit abnehmen. Sie selbst üben natürlich keinen Beruf aus, sie sind auf das Geld ihrer Männer angewiesen, deswegen kreist ihr Denken auch meist um den Mann.
Und weil der Mann nur als „der“ Mann vorkommt, tritt in dem Stück auch kein Mann auf. Alle Frauen kämpfen um denselben Mann. Die, die einen haben, wollen ihn festhalten um jeden Preis, und die, die noch keinen haben, haben nur das Ziel, ihn den anderen wegzunehmen.
Eine der Frauen scheint eine Ausnahme darzustellen: Mary Haines (Christa Berndl). Ihre Geschichte erzählt das Stück. Sie führt eine glückliche Ehe, hat zwei Kinder und alle mögen sie. Dann passiert ihr das, was allen anderen passiert: Ihr Mann betrügt sie. Aber sie folgt nicht dem Rat ihrer Mutter und ihrer Freundinnen, die ihr raten, den Betrug als „stillschweigende Übereinkunft“ unter Ehepartnern hinzunehmen. Sie kämpft um ihre Ehe, ihren Mann. Und verliert gegen eine Jüngere (Barbara Sukowa). Aber sie bleibt ihrem Mann treu, sie hofft auf eine Rückkehr.
Bis dahin ist Mary die positive Figur des Stücks, beinahe eine Nachfolgerin der tapferen Pioniersfrau aus den Gründungstagen der USA. Aber dann bietet sich ihr doch eine Gelegenheit, mit nicht mehr ganz so sauberen Mitteln ihren Mann zurückzuholen. Sie hat ihre Lektion gelernt. Und wendet sie an. Sie unterscheidet sich nicht mehr von ihren Freundinnen.