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Newsletter August 2020

Die New York Times hat im Mai zwölf „großartige“ Fernsehserien von Kino-Regisseuren gewürdigt. Neben David Lynchs TWIN PEAKS, Jane Campions TOP OF THE LAKE und Nicolas Winding Refns TOO OLD TO DIE YOUNG befindet sich auch Fassbinders BERLIN ALEXANDERPLATZ auf der Liste – an erster Stelle.

Autor Scott Tobias beschreibt die Serie, die für RWF eigentlich ein langer Kinofilm war, als „a difficult and confrontational work by any standard, much less broadcast television, with […] a style that is murky and experimental. But it also forced a German audience to once again reckon with life in the Weimar Republic and the conditions that gave rise to the country’s darkest chapter.“ Mit kostenloser Registrierung kann man den Text hier nachlesen: https://nyti.ms/3jcy3Ce EN

Nach Fassbinders Geburtstag am 31. Mai folgt schon bald ein weiteres Jubiläum: Der im selben Jahr geborene Wim Wenders wird am 14. August 75. Aus diesem Anlass stellt die ARD-Mediathek viele seiner Regiearbeiten kostenlos zur Verfügung. In der Auswahl befindet sich der Dokumentarfilm CHAMBRE 666, in dem sich Wenders während der 1982er-Ausgabe der Filmfestspiele von Cannes mit mehreren Regisseuren über die Zukunft des Kinos unterhält.Neben Werner Herzog, Susan Seidelman, Yilmaz Güney und Monte Hellman befindet sich auch Fassbinder unter den Gesprächspartnern. Schon einen Monat später sollte er nicht mehr am Leben sein. Verfügbar ist der Film noch bis zum 14. September: https://bit.ly/3gsttO8 DE

Nur wenige Tage vor Fassbinders Geburtstag hat uns eine traurige Nachricht ereilt: Irm Hermann ist im Alter von 77 Jahren verstorben. Obwohl sie bei RWF fast nur kleine Rollen gespielt hat, bleiben ihre Verkörperungen meist gehässiger Kleinbürgerinnen unvergesslich. Christine Dössel versucht die besondere Erscheinung der Schauspielerin in ihrem Nachruf zu beschreiben: „Das puppenhaft Starre an ihrem Spiel, diese ausgestellte Bewegungslosigkeit, begleitet oft von einem maliziösen Lächeln, wurde zu Irm Hermanns Markenzeichen. Dazu ihre explizite Art des Sprechens, die sich wie eine Kunstsprache anhört.“ Den gesamten Text kann man auf der Website der Süddeutschen Zeitung lesen: https://bit.ly/2Eoisk7 DE

In der ZEIT nennt Georg Seeßlen Hermann „eine der bezaubernden Nicht-Schauspielerinnen des deutschen Kinos“ und erkennt in ihrem Stil eine „besondere Form der Abstraktion“: „Die Worte kamen aus ihr heraus wie etwas Fremdes, das man sich mit großer Anstrengung und großem Trotz aneignen muss, und ihr Körper bewegte sich, als wäre er gewöhnt, immer ganz buchstäblich anzuecken. Das ist ein Mensch, der nicht dazugehört und sich davon nicht zerstören lässt.“ Zum vollständigen Text geht es hier: https://bit.ly/3gnjKZv DE

Die Bühnenbildnerin Anna Viebrock, die mit Hermann bei mehreren Inszenierungen von Christoph Marthaler zusammengearbeitet hat, erinnert sich an eine neugierige und furchtlose Frau, die sich im Laufe ihres Lebens langsam freigespielt hat. Außerdem verrät sie bei Deutschlandfunk Kultur, was Hermanns liebster Fassbinder-Film war. Das Gespräch kann man sich hier anhören: https://bit.ly/32s1ucu DE

Obwohl Hermann gerne über ihre Zeit mit Fassbinder sprach, musste sie sich um Angebote von anderen Regisseuren keine Sorgen machen. Sie drehte etwa mit Werner Herzog und Ulrike Ottinger, zeigte ihre komische Seite bei Loriot und Herbert Achternbusch und war ab den 1990er Jahren immer wieder in den Filmen und Bühneninszenierungen von Christoph Schlingensief zu sehen. Wenn am 20. August Bettina Böhlers Dokumentarfilm SCHLINGENSIEF – IN DAS SCHWEIGEN HINEINSCHREIEN in den deutschen Kinos startet, kann man Irm Hermann auch noch einmal auf der großen Leinwand begegnen.
Einen Trailer zum Film gibt es hier: https://bit.ly/3aSoghw DE

Mit Peter Gauhe ist noch ein weiterer Weggefährte Fassbinders gestorben. Hans-Peter Reichmann erinnert sich im Blog des Deutschen Filminstituts und Filmmuseums (DFF) an einen Stillen, einen „der vielen, die im Hintergrund tätig sind“. Gauhe übernahm kleine Rollen in Filmen wie FONTANE EFFI BRIEST und ANGST ESSEN SEELE AUF, war aber vor allem als Standfotograf bekannt. Von 1969 bis 1974 hat er die Dreharbeiten mehrerer Fassbinder-Filme dokumentiert und damit einige der ikonischen Bilder des Regisseurs geschaffen. Eine Auswahl seiner Arbeiten kann man sich hier ansehen: https://www.dff.film/peter-gauhe/ DE

Damit verabschieden wir uns in die Sommerpause, wünschen unseren Lesern und Freunden eine angenehme Zeit und melden uns im Oktober wieder mit Neuigkeiten rund um Rainer Werner Fassbinder.

Mehr zu den Filmen von Rainer Werner Fassbinder:
http://www.fassbinderfoundation.de/filme-von-fassbinder/ DE
http://www.fassbinderfoundation.de/filme-von-fassbinder/?lang=en EN
http://www.fassbinderfoundation.de/filme-von-fassbinder/?lang=fr FR

 

Foto links: Irm Hermann in Händler der vier Jahreszeiten © RWFF/ Fotograf Peter Gauhe
Foto rechts: Händler der vier Jahreszeiten © RWFF/ Fotograf: Peter Gauhe

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