news

Newsletter Juli 2021

Im Münchner Filmmuseum wurde Hanna Schygulla am 12. Juli mit dem Kulturellen Ehrenpreis der Stadt gewürdigt. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde der Schauspielerin und Sängerin von Oberbürgermeister Dieter Reiter überreicht. Thomas Becker von der Süddeutschen Zeitung war bei der Verleihung anwesend und berichtet unter anderem von Schygullas Dankesrede: „Sie erzählt, wie sie schon im […] Kinderwagen ständig Grimassen schnitt, dass die Mutter mit ihr zum Arzt ging. Der meinte nur: ‚Ach, lassen Sie mal. Vielleicht wird sie ja Schauspielerin.‘“ Der vollständige Artikel kann hier gelesen werden: https://bit.ly/3lrg7bi

Mit den Worten „Da kommt noch was!“ verabschiedete sich Schygulla in München von den Gästen, und tatsächlich ist sie auch heute noch äußerst umtriebig. Gerade erst war sie auf dem Filmfestival Cannes in François Ozons Sterbehilfedrama EVERYTHING WENT FINE an der Seite von Sophie Marceau und Charlotte Rampling zu sehen. (Einen Trailer gibt es hier: https://bit.ly/3jkSdvm)

Nach der lang erwarteten Wiederöffnung der Kinos läuft in Deutschland aber erst einmal der letzte Film des französischen Regisseurs: SOMMER 85 (2020). Der 16-jährige Alex verliebt sich darin in einen etwas älteren Jungen und muss irgendwann feststellen, dass er vielleicht nur seiner Wunschprojektion verfallen ist. Eine kluge Reflexion über die Liebe mit einem Hauch von Hitchcock. (Zum Trailer: https://bit.ly/3fuGppa)

Auch zu Fassbinder zieht es Ozon wieder zurück. Sein für 2022 angekündigter nächster Film PETER VON KANT ist nach TROPFEN AUF HEISSE STEINE (2000) bereits die zweite freie Adaption eines von RWFs Theaterstücken. Fassbinder selbst verfilmte es bereits 1972 mit Margit Carstensen als Modeschöpferin Petra und Hanna Schygulla als ihre Muse Karin. In Ozons aktueller Version werden Isabelle Adjani und Denis Ménochet zu sehen sein. Ozon verriet bisher nur: „It’s my own vision of THE BITTER TEARS OF PETRA VON KANT, something totally different but close to Fassbinder. But it’s a surprise!“

Im Hamburger Kunstverein kann man noch bis zum 15. August Albert Serras für die dOCUMENTA (13) entstandenen Mammutfilm THE THREE LITTLE PIGS (2012) sehen. Im Standard schrieb Ekkehard Knörer über das 101 Stunden lange Werk: „Der Titel bezieht sich auf drei historische Figuren recht unterschiedlicher Couleur, nämlich Goethe, Hitler und Fassbinder. […]. Die Texte […] entstammen alle überlieferten Schriften […]. Vorgetragen werden sie […] in typisch Serra’scher Machart: Sitzend, stehend, liegend sprechen – in präzis kadrierten und jeweils minutenlangen Einstellungen – die Darsteller […] und deklamieren den Text in durchaus sorgfältiger Aussprache. […] Die Ruhe der Inszenierung, die Texte als Faszinosum, die Darsteller […] grandios.“ Hier geht es zum kompletten Artikel: https://bit.ly/3xo5urW

Mehr Informationen zur Ausstellung sowie ein Videogespräch mit dem Regisseur gibt es auf der Website des Kunstvereins: https://bit.ly/3Af0SXf

Auf der Grazer Diagonale, die sich dem aktuellen österreichischen Filmschaffen widmet und dieses Jahr pandemiebedingt erst im Juni stattfand, feierte ein Dokumentarfilm über Volker Spengler Premiere. Der 2020 verstorbene Schauspieler stand in mehreren Fassbinder-Filmen vor der Kamera. Seine wohl berühmteste Rolle ist die von Leben und Liebe gezeichnete Transsexuelle Elvira Weishaupt aus IN EINEM JAHR MIT 13 MONDEN (1978). Später arbeitete er auch regelmäßig mit Christoph Schlingensief und René Pollesch zusammen.

Hans Broichs Dokumentarfilm HIGHFALUTIN (2021) bringt Spengler nun in der Westberliner Kneipe Diener Tattersall, die auch Fassbinder gerne besuchte, mit zahlreichen prominenten Weggefährten wie Traute Hoess oder Broichs Vater Martin Wuttke zusammen. Ralf Schenk berichtet im Filmdienst von einer unendlichen Fülle an Geschichten, die sich übers Publikum ergieße. Spengler wirkt auf ihn wie ein Geist aus anderen Zeiten: „brachial und dann von Alter und Krankheiten gezeichnet, provozierend und mit ewigem Schalk im Nacken, verletzend und selbst so verletzlich.” Den ganzen Text über diese filmische „Liebeserklärung an einen in jeder Beziehung Unangepassten“ gibt es hier: https://bit.ly/2TUxfuL

Hans Neuenfels ist am 31. Mai 80 geworden. Die Frankfurter Rundschau hat aus diesem Anlass den Theaterregisseur und seine Frau Elisabeth Trissenaar zum Gespräch gebeten. Die Schauspielerin Trissenaar stand in mehreren Filmen Fassbinders vor der Kamera und arbeitete davor auch schon am Schauspiel Frankfurt mit ihm. Seinen Ruf als Tyrann kann sie nicht bestätigen: „Ich fand Fassbinder überhaupt nicht diktatorisch. Man konnte wunderbar mit ihm reden und diskutieren. Er war ein richtig guter Frauenregisseur. […] Von seinen Darstellerinnen hat er Angebote erwartet für die Rollen, und er hat diese Angebote aufgegriffen.” Zum vollständigen Interview geht es hier: https://bit.ly/3ynMStu

Damit verabschieden wir uns vom 2. August bis zum 6. September in die Sommerpause und wünschen unseren Lesern und Freunden eine schöne Zeit und beste Gesundheit. Im Herbst melden wir uns dann wieder mit Neuigkeiten rund um Rainer Werner Fassbinder.

Mehr zu den Filmen von Rainer Werner Fassbinder:
https://bit.ly/3fvBiFo
Mehr zu den Theaterstücken von Rainer Werner Fassbinder:
https://bit.ly/2WTt2bQ

Foto links: THE THREE LITTLE PIGS © Andergraun Films
Foto rechts: Elisabeth Trissenaar und Hanna Schygulla in DIE EHE DER MARIA BRAUN © RWFF

zurück