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Newsletter Mai 2022

Heute vor 77 Jahren wurde Rainer Werner Fassbinder geboren. Und schon in weniger als zwei Wochen, am 10. Juni, jährt sich sein Todestag zum 40. Mal. Zu diesem Anlass veranstaltet der Verein Fassbindertage vom 10. bis 12.6. im Münchner Monopol Kino ein Marathon-Screening der Serie BERLIN ALEXANDERPLATZ (1980). Auf der Website gibt es den genauen Ablaufplan sowie die Möglichkeit, Tickets zu kaufen: https://www.monopol-kino.de/de/berlin-alexanderplatz-marathon DE

Neben der Serie kann man sich auf mehrere Gäste freuen, mit denen es zwischen den Folgen Gespräche geben wird. Anwesend sind etwa die Schauspieler Elisabeth Trissenaar und Harry Baer, der Kameramann und Regisseur Xaver Schwarzenberger sowie RWFF-Präsidentin Juliane Lorenz-Wehling. Begleitend zu dieser Veranstaltung zeigt der mim Raum für Kultur (Hans-Sachs-Straße 15) eine Fotoausstellung mit dem Titel „Fassbinders Frauen“.

Am 24. Juni werden im Rahmen des Deutschen Filmpreises wieder die Lolas vergeben. Den Ehrenpreis bekommt an diesem Abend der Kameramann Jürgen Jürges. Neben Fassbinderwerken wie FONTANE EFFI BRIEST (1974) und SATANSBRATEN (1976) fotografierte er unter anderem auch Regiearbeiten von Michael Haneke, Roland Klick, Helma Sanders-Brahms, Ulli Lommel sowie zuletzt die DAU-Filme von Ilya Khrzhanovsky. Die Deutsche Filmakademie bezeichnet Jürges auf ihrer Website als Menschen mit „großem Feingefühl, der tief in die menschliche Seele blickt und genau das in seinen Bildern spürbar macht.“

Mit Michael Ballhaus (1935-2017), einem weiteren Kameramann Fassbinders, ist derzeit ein Studiogespräch in der Mediathek des Bayerischen Rundfunks zu sehen. In dem 2010 aufgezeichneten Interview erzählt Ballhaus von seinem holprigen Start mit RWF. Als zweite Wahl reiste er damals kurzfristig für WHITY (1971) ins spanische Almería und wurde dort vom Regisseur zunächst als „Fernsehheini“ betitelt.

Mit der Zeit entwickelte sich zwischen den beiden jedoch eine längere und sehr fruchtbare Zusammenarbeit. Im Gedächtnis blieb dem Kameramann dabei vor allem der mit einer einzigen Brennweite gedrehte MARTHA (1974). Eigentlich sollte Ballhaus auch BERLIN ALEXANDERPLATZ fotografieren, drehte wegen Unstimmigkeiten jedoch stattdessen mit Peter Lilienthal DEAR MR. WONDERFUL (1982) in den USA. Es war der Beginn von Ballhaus’ Hollywoodkarriere. (Zur Sendung geht es hier: https://www.br.de/mediathek/video/alpha-forum-michael-ballhaus-director-of-photography-av:585d9e003e2f290012942d77 DE )

Gerade ist das 75. Filmfestival von Cannes zu Ende gegangen, auf dem der neue Film von Albert Serra im Wettbewerb lief. In der Vergangenheit ließ der katalanische Regisseur in seiner Mammutinstallation THREE LITTLE PIGS (2012) Fassbinder als Filmfigur auftreten und inszenierte 2018 mit Ingrid Caven seine Libertinage-Komödie „Liberté“ an der Berliner Volksbühne. Der an der Croisette präsentierte PACIFICTION dreht sich nun um einen Diplomaten in Tahiti und Atomwaffentests der französischen Regierung.

In der Nebensektion Quinzaine des Réalisateurs lief auch eine neue Regiearbeit von João Pedro Rodrigues. FOGO-FÁTUO ist eine experimentelle, in der Zukunft angesiedelte Mischung aus Musical und Science-Fiction rund um einen König, der Feuerwehrmann werden will. Rodrigues’ TO DIE LIKE A MAN (2009) über eine transsexuelle Nachtclub-Diva weist mehrere Parallelen zu RWFs IN EINEM JAHR MIT 13 MONDEN (1978) auf.

Über Fassbinder sagte der portugiesische Regisseur einmal: „[H]e re-imagined Hollywood genres in many of his films in much the same way [that] I try to re-think classic films.“ ANGST ESSEN SEELE AUF (1974), eine Neuinterpretation von Douglas Sirks Melodram ALL THAT HEAVEN ALLOWS (1955), bezeichnete er als Lieblingsfilm und „a lesson in remaking“. Arte zeigt die Liebesgeschichte zwischen der Witwe Emmi und dem jüngeren Gastarbeiter Ali am 20. Juni um 22:10 Uhr.

Das Projekt „Encounter RWF / RWF entdecken“ möchte in den kommenden zwei Jahren Wege finden, jüngeren Generationen das Werk Fassbinders näherzubringen. In Frankfurt am Main, Berlin, Wien, Paris und Zürich werden verschiedene Teams Zugänge zur Sammlung des Fassbinder Centers finden. Das vom Deutschen Filminstitut & Filmmuseum (DFF) veranstaltete Projekt wird von der Art Mentor Foundation Lucerne, dem Kulturfonds Frankfurt RheinMain sowie der Fassbinder Foundation gefördert. Mehr Informationen dazu hier: https://www.dff.film/filmblog-rwf/ DE

Auch mit 77 ist Schauspieler Udo Kier noch gewohnt umtriebig. Einer seiner kommenden Filme ist Nicolette Krebitz’ Liebeskomödie AEIOU – DAS SCHNELLE ALPHABET DER LIEBE, die am 16. Juni in den deutschen Kinos anläuft (einen Trailer gibt es hier: https://www.youtube.com/watch?v=Scv_GKN_Mp0 DE). Zu diesem Anlass schmückt Kier nicht nur das Cover der Mai-Ausgabe der GQ, sondern hat dem Magazin auch ein lesenswertes Interview gegeben. Über seinen Freund Fassbinder sagt er darin: er habe als einziger von allen Filmemachern Deutschland gezeigt „wie es nach dem Krieg wirklich war. […] Als der gestorben ist, bin ich in ein Loch gefallen.“ Das Gespräch gibt es auch online: https://www.gq-magazin.de/entertainment/artikel/udo-kier-gq-titelstory DE

Am 12. Juni um 13:05 (Wiederholung: 15.6. um 20:00 Uhr) widmet sich die Radiosendung „Kaisers Klänge – Musikalische Entdeckungsreisen“ bei hr2-Kultur den Soundtracks von Fassbinders Filmen. Anhören kann man sie direkt auf der Website des Senders: https://www.hr2.de/programm/klassik-oper/kaisers-klaenge–rainer-werner-fassbinders-filmmusik,epg-kaisers-klaenge-378.html DE

Noch bis zum 3. Juli zeigt das Filmmuseum München eine Reihe, die dem niederländischen Produzenten Rob Houwer gewidmet ist. Neben einigen seiner eigenen Regiearbeiten stehen Filme von Rudolf Thome, Hans-Jürgen Syberberg, Vlado Kristl, Marran Gosov und Paul Verhoeven auf dem Programm. Und es gibt die sehr rare Gelegenheit, Dieter Lemmels vom ZDF produzierten Kurzfilm ALARM (1969) zu sehen, in dem Fassbinder einen kurzen Auftritt als „Uniformierter“ hat. Der Film läuft am 3. Juni um 19:00 Uhr. Zum Programmheft der Reihe geht es hier: https://www.muenchner-stadtmuseum.de/fileadmin/relaunch-2019/Sammlungen/Filmmuseum/Filmreihen/PH44/pdfs/10_Rob_Houwer.pdf DE

Wir wünschen unseren Lesern und Freunden schöne Pfingstfeiertage und melden uns bald wieder mit Neuigkeiten rund um Rainer Werner Fassbinder.

Mehr zu den Filmen von Rainer Werner Fassbinder:
http://www.fassbinderfoundation.de/filme-von-fassbinder/

Mehr zu den Theaterstücken von Rainer Werner Fassbinder:
http://www.fassbinderfoundation.de/theaterstucke/

Foto links: Udo Kier in A E I O U – DAS SCHNELLE ALPHABET DER LIEBE von Nicolette Krebitz © Copyright Komplizen Film. Fotograf: Reinhold Vorschneider
Foto rechts: FOGO-FÁTUO von João Pedro Rodrigues © JHR FILMS

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