news

Der Dramatiker Tom Stoppard wird 75

Bild 2 - rechte Seitenbande-4 300Er schrieb das Drehbuch zu DESPAIR – EINE REISE INS LICHT

Am 03. Juli 1937 wurde Sir Tom Stoppard im tschechischen Zlín als Tomáš Straussler geboren. Beide Elternteile waren jüdischer Abstammung. Die Flucht vor den Nationalsozialisten führte die Familie 1939 zunächst in die ehemalige Kronkolonie Singapur und von dort aus weiter nach Indien. Nach dem Tod seines leiblichen Vaters und der erneuten Heirat der Mutter mit einem britischen Offizier wuchs Tom Stoppard ab 1946 in England auf.

1954 begann er in Bristol eine journalistische Karriere als Theaterkritiker bei der Western Daily Press und der Bristol Evening World. Seine eigene schriftstellerische Gabe entdeckte er 1960 als Autor des Debütstücks A Walk on the Water, das später in Enter a Free Man umbenannt wurde. Ein vielbeachteter Erfolg gelang ihm dann 1966 mit Rosencrantz and Guildenstern Are Dead (Rosenkranz und Güldenstern sind tot), dem Werk über die beiden Shakespeare’schen Nebenfiguren aus Hamlet. Besonders mit den frühen Stücken macht sich Stoppard als „Dramatiker des Absurden“ einen Namen. Die vielschichtigen Texte lassen sich jedoch nicht eindeutig kategorisieren. Als sogenannte „intelligente Komödien“ (“sophisticated comedies”) behandeln sie philosophische Fragen und bedienen sich dabei boulevardesker Elemente. Die häufig darin auftretende Situationskomik und vor allem der brillante Wortwitz sind charakteristische Merkmale dieses Stils. Zu den bekanntesten Bühnenwerken zählen: Jumpers (Akrobaten) von 1972, Travesties (Travestien) von 1974 sowie Arcadia (Arkadien) von 1993. Er übersetzte und bearbeitete auch Werke anderer Theaterautoren wie z.B. von Johann Nepomuk Nestroy, Sławomir Mrożek oder Arthur Schnitzler. Daneben schrieb Stoppard eine Reihe von Hörspielen u.a. für die BBC.

Als er 1977 mit der Drehbuchadaption zu Rainer Werner Fassbinders bis dato finanziell aufwändigsten Filmprojekt DESPAIR – EINE REISE INS LICHT beauftragt wurde, war er – vergleichbar mit einem Harold Pinter – bereits ein Star der internationalen Literaturszene. Die Romanvorlage Despair von Vladimir Nabokov setzte Stoppard gleichermaßen frei wie werktreu um. Zahlreiche weitere bedeutende Filmskripts, die ihm Weltruhm einbrachten, sollten folgen. Für das Drehbuch zu BRAZIL (1985) erhielt er zusammen mit Terry Gilliam und Charles McKeown 1986 eine Oscarnominierung. Die Arbeit für SHAKESPEARE IN LOVE (1998) bescherte ihm dann 1999 schlussendlich den begehrten Oscar für das beste Originaldrehbuch.

Mehr Informationen:

Tom Stoppard im Interview in Robert Fischers Dokumentarfilm DAS KINO UND SEIN DOUBLE: ERINNERUNGEN ZU RAINER WERNER FASSBINDERS “DESPAIR” (2011).

Fotos: © 2011 Jemal Countess / Getty Images North America

zurück