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Newsletter Dezember 2016

Ein euphorisch aufgenommener Fassbinder-Schwerpunkt in Peking war einer der Höhepunkte des Jahres für die Fassbinder Foundation. Im Rahmen des 4. Festivals des Deutschen Films zeigte das Goethe-Institut im November neben Annekatrin Hendels Dokumentarfilm FASSBINDER auch eine Reihe mit eigenen Arbeiten des Regisseurs und veranstaltete eine Masterclass mit FF-Präsidentin Juliane Maria Lorenz. Dabei wurden wir von einer überwältigenden Aufmerksamkeit seitens der chinesischen Presse überrascht. Fassbinder war in China auch zuvor kein Unbekannter. Bereits vor einigen Jahren gab es in Peking eine Reihe mit einigen seiner Filme zu sehen. Doch das Interesse ist noch gestiegen. Eine der größten Pekinger Tageszeitungen titelte am Eröffnungstag der Reihe: „Die Deutschen lieben Fassbinder immer noch“.

Fast steht schon wieder das nächste Festival vor der Tür: Gerade erst ist bekannt geworden, dass auf der kommenden Berlinale die Weltpremiere der restaurierten Fassung von Fassbinders Fernsehserie ACHT STUNDEN SIND KEIN TAG laufen wird. Seit über 20 Jahren wurde sie nicht mehr ausgestrahlt und konnte wegen ungeklärter Auswertungsrechte auch nicht auf DVD erscheinen. Doch das ist nun Geschichte. Schon bald wird die Serie auch bei Studiocanal veröffentlicht werden – inklusive einer Dokumentation mit dem Titel ACHT STUNDEN SIND KEIN TAG: EINE SERIE WIRD ZUM FAMILIENTREFFPUNKT“. Die Berlinale wird 2017 vom 9. bis zum 19. Februar stattfinden. Hier geht es zur Pressemitteilung des Festivals: http://www.berlinale.de/de/presse/pressemitteilungen/wettbewerb/wettbewerb-presse-detail_34708.html

Über die Restaurierung von ACHT STUNDEN SIND KEIN TAG, aber auch über den strengen Autorenbegriff des Neuen Deutschen Films und den Beruf des Schnittmeisters hat sich Juliane Maria Lorenz mit der RBB-Redakteurin Petra Castell unterhalten. Das Radio-Gespräch ist in der Mediathek des Senders verfügbar:
http://mediathek.rbb-online.de/radio/Das-Gespr%C3%A4ch/Fassbinders-Erbin/kulturradio/Audio?documentId=39453202&topRessort=radio&bcastId=9839174

1983 hat der amerikanische Bildhauer Richard Serra für das Westfälische Landesmuseum eine Skulptur mit dem Titel „Fassbinder“ konzipiert. Seit Ende November sind die drei zu einem U zusammengestellten Stahlwände dauerhaft im Hof des Bibelmuseums der Universität Münster zu sehen. Die schweizerische Kulturzeitschrift „Du“ schrieb einst über das Werk: „Der Formcharakter der Skulptur – sie sucht nicht Harmonisierung, sondern Konfrontation durch das Material, durch die spröde und reduzierte Form, die lastende Schwere und den Ausdruck der Unverrückbarkeit – spiegelt für Serra Wesentliches der Person und der Kunst Fassbinders.“ Mehr zu dem Werk und seinem neuen Standort kann man hier nachlesen: http://www.muenster-journal.de/2016/11/richard-serras-fassbinder-hat-ein-neues-zuhause/

Ein Jahr bevor Fassbinder seinen ersten Langfilm drehte, sorgte das Regiedebüt von May Spils für Furore. ZUR SACHE, SCHÄTZCHEN erzählt so unaufgeregt wie komisch von der Bekanntschaft zwischen einem charmanten Gammler (Werner Enke) und einer jungen Frau (Uschi Glas), die ihm aus der Patsche hilft – und bewies, dass der Junge Deutsche Film auch in der Lage war, kommerzielle Erfolge zu feiern. Die Pasinger Fabrik in München widmet dem Film in Zusammenarbeit mit der Schamoni Film & Medien GmbH aktuell eine Ausstellung, die „originale Produktionsunterlagen, verschiedene Drehbücher, Schwarz-Weiß-Fotografien von den Dreharbeiten und vom Set, sowie Original-Poster“ präsentiert. „Es wird ein historischer Schneideraum nachgebaut, ausgestattet mit dem alten Steenbeck-Schneidetisch. Die original ARRI-Kamera wird gezeigt und ein Teil des Sets nachgebaut.“ Mehr Informationen zur Ausstellung sind hier versammelt: http://pasinger-fabrik.com/de/ausstellungen/aktuell/detailansicht-aktuell-programm-pasinger-fabrik/cal/event/detail/2016/12/01/zur_sache_schaetzchen_ausstellung/view-list%7Cpage_id-66.html

Das Pariser Centre Pompidou präsentierte gerade erst eine vollständige Retrospektive mit den Filmen von João Pedro Rodrigues (mehr Informationen dazu hier: http://www.festival-automne.com/en/edition-2016/joao-pedro-rodrigues-integrale). Der portugiesische Regisseur zählt schon seit Jahren zu den aufregendsten und markantesten Stimmen im Weltkino. Seine eigenwilligen Filme handeln von dunklen sexuellen Obsessionen, sich auflösenden Identitäten und magischen Orten, an denen die Gesetze der Logik außer Kraft treten. Seinen neuesten Film THE ORNITHOLOGIST eine freie und autobiografisch geprägte Fantasie über den Heiligen Antonius von Padua – präsentierte er diesen Sommer im Wettbewerb des Festivals in Locarno. Mit seiner artifiziellen Ästhetik und seiner Nähe zum klassischen Melodram erinnert Rodrigues’ Werk auch an Fassbinder. Seinen Film TO DIE LIKE A MAN könnte man sogar als freies Remake von IN EINEM JAHR MIT 13 MONDEN verstehen. Vor ein paar Jahren war der Regisseur mit seinem häufigen Kollaborationspartner João Rui Guerra da Mata auch bei der Berliner Film- und Gesprächsreihe „Hands on Fassbinder“ zu Gast und sprach mit ihm über den Einfluss RWFs auf seine Arbeit.

Die eigentliche Retrospektive ist in Paris zwar schon am 18. Dezember zu Ende gegangen, jedoch läuft noch bis zum 2. Januar eine Installation, die Rodrigues mit da Mata entworfen hat. Außerdem ist im Rahmen der Reihe die französischsprachige Publikation „Le jardin des fauves“ erschienen, die mehrere Gespräche zwischen Rodrigues und dem Filmemacher Antoine Barraud enthält. Käuflich zu erwerben, vielleicht als ein Weihnachtsgeschenk, ist sie auf dieser Seite: http://www.post-editions.fr/LE-JARDIN-DES-FAUVES.html

Bevor wir uns im Januar wieder mit Neuigkeiten rund um Rainer Werner Fassbinder melden, wollen wir unseren Lesern und Freunden erst einmal schöne und erholsame Feiertage wünschen sowie einen guten Rutsch ins Jahr 2017.

Mehr zu den Filmen von Rainer Werner Fassbinder:

http://www.fassbinderfoundation.de/filme-von-fassbinder/

Foto links: Szenenbild aus ACHT STUNDEN SIND KEIN TAG © Rainer Werner Fassbinder Foundation

Foto rechts: Szenenbild aus TO DIE LIKE A MAN © Salzgeber

 

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