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Newsletter November 2016

Das lange Warten hat ein Ende: Endlich wird der spektakuläre Abschied von Eva Mattes als Tatort-Kommissarin Klara Blum ausgestrahlt. WOFÜR ES SICH ZU LEBEN LOHNT ist wie ein Klassentreffen der großen Fassbinder-Schauspielerinnen. Hanna Schygulla, Irm Hermann und Margit Carstensen sind darin Teil einer Damen-WG, die mit radikalen Mitteln die Welt verbessern will.

Gerade erst wurde Regisseurin Aelrun Goette für die Folge mit ihrem Team bei den Hofer Filmtagen gefeiert. Am Sonntag, den 4. Dezember ist die Episode nun auf Das Erste zu sehen. (Mehr Informationen dazu gibt es hier:

http://www.daserste.de/unterhaltung/krimi/tatort/sendung/wofuer-es-sich-zu-leben-lohnt-100.html )

In unserem vorletzten Newsletter haben wir Roger Fritz zu seinem 80. Geburtstag gratuliert. Dass er nicht nur als Regisseur und Schauspieler brilliert hat, sondern auch als Fotograf, davon kann man sich noch bis zum 10. Dezember im Münchner Showroom des Verlags Schirmer/Mosel überzeugen.

Mehrere der „Photographien berühmter Zeitgenossen“ – so der sprechende Titel der Ausstellung – sind beim Dreh von Fassbinder-Filmen wie BERLIN ALEXANDERPLATZ, LOLA oder QUERELLE entstanden. Zu sehen ist etwa ein Setbesuch von Andy Warhol, ein mit Schlafzimmerblick am Pissoir lungernder Mario Adorf, eine kokett posierende Barbara Sukowa und natürlich auch Fassbinder selbst. Wer auf der Suche nach einem exklusiven Weihnachtsgeschenk ist, kann die ausgestellten Digitalprints auch käuflich erwerben. Eine Liste mit allen Exponaten gibt es hier: http://www.schirmer-mosel.de/deutsch/pdf/AB_Roger-Fritz.pdf

Nach Roger Fritz’ 80. folgt gleich das nächste Jubiläum: Im Januar feiert die österreichische Schauspielerin Erni Mangold ihren 90. Geburtstag. Ihre Filmografie, die von den 1940ern bis heute reicht, ist so umfangreich wie vielseitig. Um nur eine Auswahl zu nennen: Sie stand in Kurt Nachmanns Schlagerfilm KINDERARZT DR. FRÖHLICH vor der Kamera, in Rolf Olsens Actionreißer WENN ES NACHT WIRD AUF DER REEPERBAHN, in Josef von Bákys Liebeskomödie STURM IM WASSERGLAS und in Richard Linklaters dialogreichem Wien-Film BEFORE SUNRISE. Auch in jüngster Zeit machte Mangold von sich reden, weil sie sich nicht mit den stereotypen Rollen abfinden wollte, die normalerweise einer Frau im höheren Alter angeboten werden. So spielte sie in Houchang Allahyaris DER LETZTE TANZ eine Alzheimerpatientin, die eine sexuelle Affäre mit einem Zivildienstleistenden beginnt, oder lehrte ihrem Umfeld als schießwütige Artistin in Dominik Grafs Tatort AUS DER TIEFE DER ZEIT das Fürchten.

Anlässlich des Jubiläums erscheint nun eine erweiterte Neuauflage von Mangolds Autobiografie „Lassen Sie mich in Ruhe: Erinnerungen“. Darin berichtet sie unter anderem von einem skurrilen Erlebnis am Set von Fassbinders ICH WILL DOCH NUR, DASS IHR MICH LIEBT – in einem Kapitel mit dem vielversprechenden Titel „Erni ‚Bronson‘ – Schlagabtausch mit Rainer Werner Fassbinder“. An anderer Stelle findet sie für den Regisseur auch Worte der Bewunderung: „Manchmal macht der Kameramann den Film und der Regisseur ordnet sich ein. Fassbinder hatte das Bild im Kopf, er wusste genau, wie die Szene am Ende aussehen sollte. Er stand vor dem Set, schaute sich alles genau an und sagte zum Kameramann: ‚Du musst zwei Millimeter nach links.‘ Zwei Millimeter, irre, der Mann hatte die Szene gestochen scharf im Kopf.“ Das Buch kann man unter anderem auf der Seite des Verlags erwerben: http://www.amalthea.at/index.php?id=10&showBookNr=8608

Noch bis zum 30. November tourt das German Film Fest durch Australien und zeigt dort eine Auswahl aktueller deutscher Filme von Regisseuren wie Fatih Akin, Maren Ade, Akiz und Wim Wenders. Außerdem wird es am 22. November in Sidney und einen Tag darauf in Melbourne ein Fassbinder-Double-Feature geben. Auf dem Programm steht neben Annekatrin Hendels von der RWFF koproduziertem Dokumentarfilm FASSBINDER auch RWFs Sirk-Hommage ANGST ESSEN SEELE AUF (das vollständige Festivalprogramm gibt es hier: http://www.goethe.de/ins/au/lp/prj/fgf/fil/enindex.htm ). Parallel dazu läuft

im Goethe-Institut Melbourne noch bis zum 15. Dezember eine Ausstellung mit Postern von Fassbinder-Filmen (mehr dazu hier: https://www.goethe.de/ins/au/de/ver.cfm?fuseaction=events.detail&event_id=20856872

auch hier gibt es momentan ein Problem mit den Links. Sie werden auf der Homepage des GI angezeigt, führen aber auf eine leere Seite).

Das unabhängige Heimkino-Label Film Movement Classics hat gerade eine neue 4K-Restaurierung von Wolf Gremms Science-Fiction-Film KAMIKAZE 1989 auf DVD und Blu-ray herausgebracht. Finanziert wurde die Edition teilweise durch die Crowdfunding-Plattform Kickstarter. Fassbinder ist im Film in seiner letzten Rolle zu sehen. Er verkörpert den exzentrischen Polizeileutnant Jansen, dessen Markenzeichen sein legendär gewordener Leopardenanzug ist. Zu empfehlen ist die Veröffentlichung nicht zuletzt wegen ihres sehr schönen Covers. (Hier geht es zur Seite des Verleihs: http://www.filmmovement.com/libraries/index.asp?MerchandiseID=492 EN; momentan funktioniert der Link nicht.)

Kein wirklicher Weggefährte, aber ein Zeitgenosse von Fassbinder war Werner Herzog. Die Äußerungen des schon seit Jahren in den USA lebenden Regisseurs über seinen Kollegen waren dabei oft ambivalent. Mal bezeichnete er Fassbinder als „Kleinbürger, der mit revolutionären Ideen spielte“, dann wieder, durchaus anerkennend, als „Wildsau“ und gab zu, dass sich die beiden „in ganz vorsichtiger Weise gerne mochten“. Momentan ist Herzog besser im Geschäft als je zuvor und dreht nicht nur einen Film nach dem anderen, sondern genießt auch eine enorme Medienpräsenz. Für 90 Dollar kann man jetzt im Internet sogar eine Video-Masterclass bei ihm nehmen. Das Ziel ist, ganz dem Ethos des Regisseurs entsprechend, hoch gesteckt: „By the end, you’ll make uncompromising films.“ Zur Website geht es hier: https://www.masterclass.com/classes/werner-herzog-teaches-filmmaking

Wer sich kompromisslose Filme wie die von Herzog lieber ansehen möchte, hat zurzeit gleich mehrere Gelegenheiten dazu. Während auf dem Streaming-Portal Netflix erst kürzlich sein Dokumentarfilm IN DEN TIEFEN DES INFERNOS erschienen ist (https://www.netflix.com/de/title/80066073 ), bekommt Ende November auch sein ebenfalls neuer Film WOVON TRÄUMT DAS INTERNET? einen deutschen Kinostart (einen Trailer gibt es hier: https://www.youtube.com/watch?v=Zc1tZ8JsZvg ). Am 8. Dezember läuft dann auch noch Herzogs Spielfilm SALT AND FIRE (einen Trailer gibt es hier: https://www.youtube.com/watch?v=CbJZt-iSpAk&t=2s ) in den Kinos an.

Ob unsere Leser nun den Spätherbst mit oder ohne Werner Herzog verbringen möchten: Wir wünschen eine anregende Zeit und melden uns im Dezember wieder mit Neuigkeiten rund um Rainer Werner Fassbinder.

 

Mehr zu den Filmen von Rainer Werner Fassbinder:

http://www.fassbinderfoundation.de/filme-von-fassbinder/

 

Foto links: Hanna Schygulla und Eva Mattes in WOFÜR ES SICH ZU LEBEN LOHNT © Das Erste

Foto rechts: Cover der DVD und Blu-ray von KAMIKAZE 1989 © Film Movement Classic

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