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Ulli Lommels DIE ZÄRTLICHKEIT DER WÖLFE, produziert von RWF

ZrtderWlfe02007.serendipityThumbKurt Raab als Haarmann / TV-Erstausstrahlung bei ARTE in HD

Gelegentlich ließ Rainer Werner Fassbinder Mitglieder seiner Stamm-Mannschaft eigene Filme drehen. Ein einziges Mal ist ein Geniestreich dabei herausgekommen: DIE ZÄRTLICHKEIT DER WÖLFE, „an expressionist revival“ (Jan Dawson, Sight and Sound), geschrieben und in der Hauptrolle gespielt von Kurt Raab, den Fassbinder kannte, seit er zum Münchner ActionTheater stieß, inszeniert von Ulli Lommel, Familienmitglied seit seiner Hauptrolle in Fassbinders Erstling LIEBE IST KÄLTER ALS DER TOD.

Der Haarmann-Film wurde in 24 Drehtagen im Herbst 1972 im Ruhrgebiet gedreht. Fassbinder arbeitete zu dieser Zeit mit seinen Leuten am Bochumer Theater. Seine Proben zu Liliom, in dem Lommel und Raab mitspielten, überlappten sich mit den Dreharbeiten des Films. Durch diese Produktionsumstände ist der Film entscheidend konditioniert worden. Nicht nur mussten viele der Schauspieler – darunter neben Kurt Raab auch Margit Carstensen, Ingrid Caven, Brigitte Mira, Rosel Zech und Fassbinder selbst – vormittags am Theater proben und anschließend drehen, was durchgehend einen Arbeitstag von 15 Stunden und mehr ausmachte, auch die Landschaft und die Zeit, in denen der Film spielt, waren vorgegeben. Der Knabenmörder Fritz Haarmann wirkte in den zwanziger Jahren in Hannover, der Film-Haarmann treibt es in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg in der Gegend von Bochum und Gelsenkirchen.

Mit Glatze spielt Raab den Mörder mit dem Hackebeilchen, weil Fassbinder ihn veranlasst hatte, seine Haare für Liliom zu opfern. Anlässlich der Uraufführung im Wettbewerb der Berlinale schrieb Der Spiegel Ende Juni 1973: „Ein Dokumentarstück also war nicht beabsichtigt, eher ein böses Kino-Märchen über ein fast liebenswertes Monster in Menschengestalt. Und das gelingt dank Raabs intensivem Spiel (er sieht wie der junge Peter Lorre aus) und Lommels Kunst, die Moritat zwischen Kolportage und Poesie in der Schwebe zu halten.“

Exakt 40 Jahre nach seiner Entstehung erlebt DIE ZÄRTLICHKEIT DER WÖLFE (Kamera: Jürgen Jürges) nun am Donnerstag, 01.12.2011, um 00.05 Uhr auf ARTE seine Fernseh-Erstaufführung, und das in atemberaubender Qualität: Gezeigt wird die erst kürzlich von der Rainer Werner Fassbinder Foundation produzierte HD-Restaurierung.

Mehr Informationen: 

DIE ZÄRTLICHKEIT DER WÖLFE auf ARTE 

 

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