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6 Bild 2 Fassbinder JETZT Künstlerbiografien

Ming Wong: Angst Essen/ Eat Fear, 2008. Copyright Courtesy of the artist and calier I gebauer Berlin

6 Bild 1 Fassbinder JETZT Künstlerbiografien

Jeroen de Rijke / Willem de Rooij: Mandarin Ducks, 2005. 16-mm-Farbfilm, lichtton, 36 Min. (Setfoto) Copyright Courtesy Galerie Buchholz, berlin/Cologne

Künstlerbiografien

 

Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler:

RAINER WERNER FASSBINDER

BARBARA BAUM
TOM GEENS
RUNA ISLAM
MARYAM JAFRI
OLAF METZEL
JEROEN DE RIJKE (†) / WILLEM DE ROOIJ
RIRKRIT TIRAVANIJA
JEFF WALL
MING WONG

 

RAINER WERNER FASSBINDER

geboren am 31. Mai 1945 in Bad Wörishofen, gilt bis heute als der bedeutendste Regisseur des Neuen Deutschen Films. Ihm gelang eine seltene Synthese aus radikaler Subjektivität, künstlerischem Anspruch und der Erfüllung des Unterhaltungsbedürfnisses der Zuschauer. In München aufgewachsen nahm Fassbinder früh Schauspielunterricht und bewarb sich 1966 sowie 1967 an der neu gegründeten Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin – beide Male ohne Erfolg. Ungeachtet dieser Zurückweisungen realisierte er in diesen Jahren als Regisseur, Autor und Darsteller drei Kurzfilme und schloss sich dem Action-Theater an, einer freien Münchner Schauspielgruppe. Dort inszenierte er 1968 Katzelmacher, sein erstes Bühnenstück für die noch junge Gruppe, im gleichen Jahr gründet er zusammen mit anderen das antiteater. Im Jahr darauf gelang ihm der künstlerische Durchbruch mit der Verfilmung dieses Stücks: Fassbinder erhielt Auszeichnungen, das Feuilleton feierte ihn als „Wunderkind des deutschen Films“. Neben seiner Arbeit als Regisseur, Drehbuchautor, Schauspieler und Dramatiker, schrieb Fassbinder Hörspiele, Liedertexte, Gedichte, Essays und Prosa. Seine außerordentliche Produktivität, sein charismatisches Auftreten sowie seine Arbeit mit einem festen Kreis an Mitarbeitern, mit denen er zeitweise auch lebte, sorgten gleichermaßen für Aufmerksamkeit. Nach dem finanziell bedingten Ende des antiteaters im Jahr 1971 gründete Fassbinder die Produktionsfirma Tango-Film. 1974 zeichneten die Filmfestspiele in Cannes ANGST ESSEN SEELE AUF aus, und die Cinémathèque Française zeigte die erste Retrospektive von Fassbinders Filmen. Im selben Jahr wurde er Mitglied des Filmverlags der Autoren und übernahm die Kodirektion des Theater am Turm (TAT) in Frankfurt am Main. Hier verfasste er sein letztes Theaterstück Der Müll, die Stadt und der Tod, das heftige Diskussionen auslöste. Als Kommentator der politischen Umstände oft missverstanden, entzieht sich sein Werk bewusst einer ideologischen Zuordnung. Seine Haltung ähnelt der eines Chronisten, seine Zeichnung der Menschen und ihres Lebens war von schonungsvoller Konsequenz. Im Gemeinschaftsprojekt DEUTSCHLAND IM HERBST (1978) reflektierte Fassbinder in seiner Episode den Zustand der westdeutschen Demokratie und kommentierte in der Farce DIE DRITTE GENERATION den linken Terrorismus. In den Jahren 1979 und 1980 drehte er für den Westdeutschen Rundfunk sein Opus Magnum, die Verfilmung von Alfred Döblins Roman BERLIN ALEXANDERPLATZ in 13 Teilen und einem Epilog. Die Serie wurde ab Herbst 1980 ausgestrahlt. Er unterbrach für dieses Projekt die Dreharbeiten an seiner BRD-Trilogie: 1978 entstand DIE EHE DER MARIA BRAUN, 1981 LOLA und 1981/82 dann DIE SEHNSUCHT DER VERONIKA VOSS. Ein weiterer Höhepunkt seines Schaffens im Jahr 1982 war die internationale Produktion QUERELLE – es sollte sein letzter Film bleiben: am 10. Juni 1982 starb Rainer Werner Fassbinder in München im Alter von 37 Jahren an Herzversagen. Sein früher Tod markierte in den Augen vieler, das Ende einer bedeutenden Epoche der deutschen Filmgeschichte.

 

 

BARBARA BAUM

Barbara Baum sammelte als gelernte Schneiderin und Studentin des Modedesigns ihre ersten filmischen Erfahrungen bei deutschen Autorenfilmern wie Peter Lilienthal und Reinhard Hauff. 1972 wurde Baum von Rainer Werner Fassbinder für das Kostümbild zu FONTANE EFFI BRIEST engagiert und arbeitete von da an bis zu seinem Tod 1982 für ihn. Als international gefragte Kostümbildnerin wirkte sie etwa in Volker Schlöndorffs HOMO FABER (1990/1991) oder Bille Augusts DAS GEISTERHAUS (1993) mit. Zuletzt war sie an aufwendigen Fernsehproduktionen wie Heinrich Breloers Speer und Er (2004) oder Torsten C. Fischers Romy (2009) beteiligt. Baum erhielt zahlreiche Preise und wird bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises 2015 mit dem Ehrenpreis für herausragende Verdienste um den Deutschen Film ausgezeichnet. Sie lebt in Berlin.

 

TOM GEENS 

(geb. 1970 in Lier, Belgien) studierte Politik und Volkswirtschaftslehre und dann Theaterwissenschaften an der Universität von Löwen bevor er anfing Filme zu machen. Der Filmemacher hat für den in der Ausstellung präsentierten Film YOU’RE THE STRANGER HERE (2009) den Preis für den besten Kurzfilm beim London Short Film Festival 2010 und beim Lausanne Underground Film Festival 2010 gewonnen. 2014 het er seinen zweiten Spielfilm COUPLE IN A HOLE fertig gestellt. Tom Geens lebt und arbeitet in London.

 

RUNA ISLAM 

(geb. 1970 in Dhaka, Bangladesch) studierte am Royal College of Art in London und an der Rijksakademie van beeldende kunsten in Amsterdam. Ihre Videoarbeiten wurden unter anderem im Hirshhorn Museum in Washington D. C., dem Hammer Museum in Los Angeles und 2005 auf der 51. Biennale Venedig ausgestellt. Im Jahr 2008 wurde die Künstlerin für den renommierten Turner Prize nominiert. Runa Islam lebt und arbeitet in London.

 

MARYAM JAFRI

(geb. 1972 in Karatschi, Pakistan) hat Literatur an der Brown University in Rhode Island studiert und ist Absolventin der Tisch School of Arts, New York. Sie arbeitet in den Medien Video, Fotografie, Text sowie Performance. Ihre Werke wurden 2012 auf der Manifesta 9 in Belgien, der 9. Shanghai Biennale und der Taipeh Biennale gezeigt. Aktuell sind ihre Arbeiten im Belgischen Pavillon der 56. Biennale in Venedig zu sehen. Maryam Jafri lebt und arbeitet in Kopenhagen und New York.

 

OLAF METZEL

(geb. 1952 in Berlin) studierte an der Freien Universität Berlin und an der Hochschule der Künste in Berlin. Seit 1990 ist er Professor für Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste München. Seine plastischen und zeichnerischen Arbeiten wurden unter anderem 1992 in der Hamburger Kunsthalle, 2006 in der Staatsgalerie Stuttgart und 2003 in der Pinakothek der Moderne in München ausgestellt. Immer wieder hat er sich mit seinen Arbeiten, die er oftmals für den öffentlichen Raum produziert hat, kritisch in aktuelle Debatten eingemischt. Olaf Metzel lebt und arbeitet in München.

 

JEROEN DE RIJKE (†) / WILLEM DE ROOIJ

(geb. 1970 in Brouwershaven, Niederlande, gest. 2006 in Takoradi, Ghana) und WILLEM DE ROOIJ (geb. 1969 in Beverwijk, Niederlande) haben zwischen 1995 und 2006 zusammengearbeitet. Beide studierten zunächst an der Gerrit Rietveld Academie, Amsterdam, und anschließend an der Rijksakademie van beeldende kunsten, Amsterdam. Willem de Rooij ist seit 2006 Professor für Freie Bildende Kunst an der Städelschule in Frankfurt am Main. Die für die Ausstellung ausgewählte Videoarbeit MANDARIN DUCKS wurde 2005 auf der 51. Biennale Venedig gezeigt. Arbeiten beider Künstler waren unter anderem 1999 im Frankfurter Kunstverein zu sehen. Willem de Rooij stellte 2007 im K21 in Düsseldorf, 2008 im Museo d’Arte Moderna di Bologna, 2010 in der Neuen Nationalgalerie, Berlin und 2012 im Kunstverein München aus. Willem de Rooij lebt und arbeitet in Berlin und Frankfurt am Main.

 

RIRKRIT TIRAVANIJA

(geb. 1961 in Buenos Aires, Argentinien) hat unter anderem an der School of the Art Institute, Chicago und dem Ontario College of Art in Toronto studiert. Bekannt wurde er in den 1990er Jahren durch seine „Koch-Aktionen“: Er servierte den Ausstellungsbesuchern eigens gekochte thailändische Mahlzeiten. Seit 1990 wurde er vielfach ausgestellt, beispielsweise in der Konsthall Olso (2001) und im Museum Bojmans Van Beuningen (2004). Aktuell nimmt er an der 56. Biennale in Venedig teil. Der in New York, Berlin und Bangkok lebende Künstler erhielt zuletzt den Silpathorn Award und den Hugo Boss Prize.

 

JEFF WALL

(geb. 1946 in Vancouver) studierte Kunstgeschichte an der University of British Columbia, wo er 1987 seine Lehrtätigkeit aufnahm. Die ersten seiner heute ikonischen Großbilddias in Leuchtkästen konzipierte und produzierte er in den späten 1970er Jahren. Seine Fotografien sind in den wichtigsten Sammlungen vertreten und waren unter anderem zu sehen im Schaulager Basel (2005), im Museum of Modern Art (2007), in der Pinakothek München (2014) und dem Kunsthaus Bregenz (2014/15). Darüber hinaus war er allein vier mal Teilnehmer der documenta (1982, 1987, 1997, 2002) und erhielt zahlreiche Preise, darunter 2008 den Audian Prize for Lifetime Achievement in the Visual Arts und 2002 den Preis Hasselblad Foundation International Award of Photography. Jeff Wall lebt und arbeitet in Vancouver.

 

MING WONG 

(geb. 1971 in Singapur) studierte Fine Art (Chinese Art) an der Nanyang Academy in Singapur und Fine Art Media an der Slade School of Art in London. Er arbeitet überwiegend mit dem Medium Film, bezieht aber auch Fotografien und installative Elemente in seine Arbeiten mit ein. 2001 stellte er unter anderem im Museum of Contemporary Art Tokyo, im Museum der Moderne in Salzburg, im Haus der Kulturen der Welt in Berlin und 2012 im Redcat Arts Center in Los Angeles aus. Ming Wong lebt und arbeitet in Singapur und Berlin.

 

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